Heute geht es darum, dass wir unsere Sinne wiedererlangen. Wir müssen lernen, mehr zu sehen, mehr zu hören und mehr zu fühlen.
Susan Sontag, Gegen Interpretation
Der „leidenschaftliche Musiktheater-Fanatiker“ (O-Ton Raphael Schluesselberg) kann trotz seiner Jugend schon einen reichhaltigen Erfahrungsschatz als Konzert- und Operndirigent vorweisen. Besondere Anliegen sind Schluesselberg in seiner Arbeit die Verankerung von Musik und Musiktheater als integraler Bestandteil des Alltags sowie das Angebot an die nachkommenden Generationen, Oper und Konzert in allen Facetten kennen zu lernen und aktiv auszuprobieren. Für Schluesselberg wird damit die Grundlage geschaffen, Publikum und Künstler in einen lebendigen Dialog mit Altem und Neuem treten zu lassen.
Diese Prämissen verwirklichte und lebte er in der Vergangenheit unter anderem als musikalischer Leiter des Jugendprogramms im Theater an der Wien „Jugend an der Wien“ und beim Künstlerkollektiv „Oper rund um“.
Als Gastdirigent leitete er unter anderem das Gustav Mahler Jugendorchester, das ORF Radio Symphonie Orchester Wien, das Wiener Kammerorchester, das Symphonieorchester von Pazardjik, das Schloss Schönbrunn Orchester sowie das Orchester Wiener Akademie und den Bach Consort Wien auf Originalinstrumenten und war ständiger Dirigent der Wiener Akademischen Philharmonie.
Sein Debüt als Dirigent gab der 1984 in Graz geborene Schluesselberg bereits im Alter von 15 Jahren. Zwei Jahre später begann er seine Dirigierstudien an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Leopold Hager, Mark Stringer und Yuji Yuasa, Korrepetition bei Konrad Leitner sowie Chorleitung bei Erwin Ortner, welche er 2012 erfolgreich abschloss. Im Rahmen von Workshops, Meisterkursen und Aufführungen arbeitete er unter anderem mit Claudio Abbado, Sir Simon Rattle, Seiji Ozawa, Nikolaus Harnoncourt, Franz Welser-Möst, Daniel Harding und Heinz Holliger.
Im Jahre 2012 wird Schluesselberg ans Theater an der Wien als musikalischer Leiter von „Jugend macht Oper“ engagiert, wo er von und mit Jugendlichen spezielle Fassungen von Beatrice et Benedict, Messiah, Le Nozze di Figaro sowie die Uraufführung von Capriccioso von Florian C. Reithner zur Aufführung brachte. Seit 2016 betreut er das Projekt künstlerisch mit dem deutschen Regisseur Daniel Pfluger. Diese Zusammenarbeit fruchtete in Auseinandersetzungen mit dem Faust-Stoff Die Leiden des Jungen Faust mit Shakespeares Wherefore Love sowie Liberté nach Schiller-Dramen mit Musik von Monteverdi bis Schnittke.
Am Theater an der Wien war er des Weiteren als Dirigent des Bühnenorchesters in La Traviata im Rahmen der Wiener Festwochen, als Assistent bei der Welturaufführung von A Harlot’s Progress von Iain Bell und als Studienleiter bei den Produktionen Hans Heiling, Peer Gynt, Ring-Trilogie, Der Besuch der alten Dame, Oberon, Fidelio und Le nozze di Figaro tätig. Er leitete außerdem die Kinderoper Figaro und die Detektiv:innen.
Im Februar 2019 leitete er die Neuproduktion von L’enfant/Olympia – Maurice Ravels L’enfant et les sortilèges kombiniert mit dem Olympia Akt aus Offenbachs Les contes d’Hoffmann – an der Kammeroper des Theater an der Wien, Regie führt dabei Barbora Horáková-Joly, die im April 2018 als „Newcomer of the Year“ bei den International Opera Awards in London ausgezeichnet wurde. Im Herbst 2021 kehrt er dahin mit einer Neuproduktion von C. W Glucks Orphée et Euridice in der Regie von Philipp Krenn zurück. Gleichzeitig seine erste Zusammenarbeit mit dem Bach Consort Wien. Im Frühling 2022 debütiert er an der Bayerischen Staatsoper mit der neu entwickelten Kinderoper Max und die Superheld:innen.
Ganz im Sinne eines lebendigen Dialogs mit Altem und Neuem steht das Jahr 2011 für den Beginn des erfolgreichen Festivals Oper rund um im Mostviertel und auf den Straßen Wiens, wo in Zusammenarbeit mit der Regisseurin Anna Bernreitner die Idee von Opernaufführungen an ungewöhnlichen Orten mit jungen Sängern und Musikern realisiert wird. Nach Doktor und Apotheker rund um die Apotheke Aschbach sowie La finta giardiniera im Gartencenter Starkl, Der Liebestrank im Gasthaus Berndl, Il barbiere di Siviglia rund um den Hauptplatz Aschbach, Don Pasquale beim „Spar“ Aschbach, La Bohème und Der Bajazzo auf den Straßen Wiens sowie Don Giovanni im Schloss Rothschild und Die Entführung aus dem Serail in der alten Bene-Fabrik, beides Waidhofen/Ybbs. Letztere Produktion wurde mit dem Österreichischen Musiktheaterpreis ausgezeichnet. Es folgten Die Fledermaus in den Bädern der Stadt Wien, Le nozze di Figaro am Gymnasium Waidhofen sowie Orpheus in der Unterwelt und Hoffmanns Erzählungen in der Eishalle Waidhofen.
Als Operndirigent trat Schluesselberg weiters beim Lehár Festival Bad Ischl (Die Fledermaus, Der Zigeunerbaron), der Neuen Studiobühne Penzing (Comedy on the bridge, Die Kluge, L’isola disabitata) und am Schloßtheater Schönbrunn (L’incornazione di Poppea, Cosí fan tutte, La clemenza di Tito) sowie an der Mazedonischen Nationaloper Skopje (Gounods Faust)in Erscheinung.
Darüber hinaus debütierte Schluesselberg im Jahre 2012 in Frankreich mit dem Orchestre national de Montpellier in einer Produktion von Le nozze di Figaro der dortigen Opéra national im Nîmes und Perpignan. Das Jahr 2015 sah sein Debut in den USA mit einer Produktion von Die lustige Witwe an der University of Illionis, Champaign.